Ich sehe in der Digitalität keine Gefahr, sondern eine große Chance, Schule anders zu denken. Für mich ist sie nicht bloß ein technisches Hilfsmittel, sondern ein Motor, um Bildung kindgerechter, demokratischer und zukunftsfähiger zu gestalten.
Besonders in der Grundschule ist das von zentraler Bedeutung. Kinder sollen nicht passive Konsument:innen sein, sondern lernen, selbst zu gestalten. Digitale Lernumgebungen fördern selbstreguliertes Lernen: Kinder setzen sich eigene Ziele, reflektieren ihre Strategien und übernehmen Verantwortung für ihren Lernweg. Diese Erfahrung stärkt Selbstwirksamkeit, Motivation und die Fähigkeit, komplexe Herausforderungen aktiv anzugehen.
Ich teile auch die Perspektive von Wolfgang Klafki, der schon früh betonte, dass Schule nicht im luftleeren Raum stattfindet, sondern gesellschaftliche Entwicklungen widerspiegeln muss. Digitale Medien prägen längst die Lebenswelt von Kindern. Deshalb ist es meine Überzeugung, dass Schulen sowohl die Gefahren (Fake News, Datenmissbrauch, HateSpeech) als auch die Möglichkeiten (Partizipation, Kreativität, freier Zugang zu Wissen) thematisieren müssen. Nur so bereiten wir Kinder auf die Realität vor, in der sie aufwachsen.
Genau hier schließt die Perspektive von Uta Hauck-Thum an, die fordert, Digitalität nicht als „digital gestützten Unterricht“ zu begreifen, sondern als Impuls für eine völlig neue Lernkultur: partizipativ, adaptiv und demokratisch.
Meine Haltung wurde zuletzt auch durch die Vorträge von Prof. Dr. Monika Oberle und Prof. Dr. Steve Kenner auf der Schulleitungstagung des NLQ bestärkt. Beide haben eindrucksvoll gezeigt, wie eng Fragen der Demokratieförderung mit Bildung und Schule verknüpft sind. Gerade jetzt – in Zeiten von Polarisierung, Desinformation und wachsender gesellschaftlicher Spannungen – ist es wichtiger denn je, unsere Demokratie bewusst zu stärken.
Für mich ist klar: Schule muss Kindern zeigen, dass ihre Stimme zählt, dass Vielfalt wertvoll ist und dass verantwortliches Handeln Teil unseres Zusammenlebens ist. Digitalität kann und soll dabei helfen, demokratische Werte im Alltag erfahrbar zu machen.
Schule anders denken heißt, Digitalität als Motor für Kreativität, Teilhabe, Selbstregulation und Demokratie zu begreifen – und diese Haltung konsequent schon in der Grundschule zu verankern.