Wenn Räume das Lernen verändern

Wer durch unsere Schule geht, merkt schnell: Lernen passiert überall.

Im Klassenraum, auf dem Teppich, am Fenster oder mitten im Flur. Kinder wählen den Platz, an dem sie gut denken, lesen oder gemeinsam arbeiten können.

Räume sind mehr als Kulisse. Sie beeinflussen, wie Kinder sich verhalten, wie sie sich fühlen und wie sie lernen. Wenn wir Lernräume gestalten, gestalten wir Lernkultur.

Lernen braucht Orte, die mitgehen

Nicht jeder Raum muss neu gebaut werden – aber jeder kann sich verändern. In der Grundschule Wachtum nutzen wir, was da ist: Ein Flur wird zur Bewegungsfläche, eine Mensa zum Projektort, Fensterplätze zu Lerninseln, ein paar Matten, Sitzkissen und ein kleiner Tisch schaffen einen Rückzugsort.

Das ist keine große Investition, sondern eine Haltung: Räume dürfen mitwachsen. Es geht darum, Räume so zu gestalten, dass sie dem Lernen folgen, nicht umgekehrt.

Räume, die Haltung zeigen

Ein Sofa in der Leseecke, ein Rollregal mit Büchern, eine Pflanze auf der Fensterbank sind keine Dekorationen, sie zeigen: Hier darf gelernt, gedacht und gelebt werden.

Kinder spüren, wenn ein Raum sie ernst nimmt – wenn er offen, flexibel und freundlich ist. Solche Räume entstehen nicht durch Konzepte allein, sondern durch Menschen, die hinschauen, ausprobieren und verändern.

Zwischen Ideal und Realität

In meinem Beitrag „Unterrichtsmaterial privat anschaffen?“ habe ich geschrieben, wie oft Lehrkräfte in Vorleistung gehen – mit Geld, Zeit und Ideen. Das gilt auch für Lernräume. Viele der schönsten Ecken in Schulen sind nicht aus Budgets entstanden, sondern aus Engagement. Kolleginnen, die sich Gedanken dazu machen, wie Lernräume gestaltet werden können. Diese Ideen miteinander teilen, diskutieren und ausprobieren.

Digital erweitern – ohne Bruch

Digitale Lernräume gehören längst selbstverständlich dazu. Sie eröffnen neue Möglichkeiten, Lernprozesse sichtbar zu machen, Lernpfade individuell zu gestalten und Kinder dabei zu unterstützen, Verantwortung für ihr Lernen zu übernehmen.

Eine digitale Pinnwand wird zur gemeinsamen Projektfläche, ein digitales Buch zum Ort, an dem Ergebnisse festgehalten und reflektiert werden. Anwendungen wie Thinglink, LearningApps oder Bookcreator öffnen Lernräume, in denen Kinder eigenständig entdecken, gestalten und dokumentieren können.

Digitalität ersetzt den analogen Raum nicht, sondern erweitert ihn. Sie schafft Verbindungen zwischen Beobachten, Erproben und Reflektieren – und stärkt dadurch das selbstregulierte Lernen. Wenn Kinder digitale Werkzeuge nutzen, um ihren Lernprozess zu strukturieren, eigene Ziele zu formulieren oder ihren Fortschritt einzuschätzen, entsteht eine neue Form von Selbstständigkeit.

Damit das gelingt, braucht es eine gute Balance: klare Strukturen, die Orientierung geben, und Freiräume, die Eigeninitiative zulassen. Wenn beides zusammenkommt, wird der digitale Raum zu einem echten Lernraum – einem Ort, an dem Kinder selbstbestimmt, reflektiert und miteinander lernen können.

Kleine Schritte, große Wirkung

Räume müssen nicht perfekt sein, aber sie sollten zeigen, dass Lernen wichtig ist – und dass Kinder darin willkommen sind.

Oft genügt eine kleine Veränderung, um den Unterschied zu spüren: ein Platz am Fenster, ein mobiler Tisch, ein ruhiger Bereich. Räume sprechen: Sie erzählen, welche Haltung zum Lernen in einer Schule lebt – und ob Kinder darin wachsen dürfen.

Kinder sollten partizipieren können, mitentscheiden und mitgestalten, austesten, welcher Lernort für sie gut passt und bei ihnen das selbstregulierte Lernen unterstützt.

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