Informatische Bildung in der Grundschule – Algorithmen, Internet und Pixelkunst

Digitale Bildung ist kein Luxus, sondern Grundvoraussetzung für die Welt, in der unsere Kinder groß werden. Gerade in der Grundschule können wir wichtige Weichen stellen: Wenn Kinder spielerisch hinter die Fassade der Technik schauen, verstehen sie, dass Computer, Internet und Roboter keine „Zauberkisten“ sind – sondern nach klaren Regeln funktionieren.

Und das Beste: Viele dieser Zugänge sind so einfach, dass sie mit Alltagsmaterialien umgesetzt werden können. Ich möchte euch heute ein paar Praxisideen vorstellen, die ich im Workshop „Informatische Bildung in der Grundschule – Algorithmen, Internet und Pixelkunst“ erprobt habe.


5 gute Gründe für Coding in der Grundschule

  1. Teamarbeit fördern – Kinder entwickeln Programme oder Spielideen oft gemeinsam, diskutieren Lösungen und lernen, Rückmeldungen zu geben.
  2. Problemlösekompetenz stärken – Schritt für Schritt denken, ausprobieren, Fehler machen und verbessern: das ist gelebtes Problemlösen.
  3. Logisches Denken trainieren – Algorithmen sind nichts anderes als Handlungsanweisungen. Wer sie versteht, denkt strukturierter.
  4. Kreativität entfalten – ob Pixelkunst, Geschichten oder Roboter-Choreografien: Kinder setzen ihre eigenen Ideen um.
  5. Vorbereitung auf die Zukunft – digitale Grundbildung ist so wichtig wie Lesen, Schreiben und Rechnen.

Einstieg: Das Internet analog erleben

Bevor es ans Programmieren geht, starten wir ganz ohne Computer. Denn: Wie funktioniert eigentlich das Internet?

Mit dem Material „Der Internetversteher“ (it2school) lassen sich Datenflüsse ganz einfach simulieren:

  • Eine Gruppe Kinder ist der „Sender“, eine andere der „Empfänger“.
  • Informationen (z. B. kleine Bildkarten) werden schrittweise weitergegeben – manchmal schnell, manchmal „gestört“ durch Hindernisse.
  • So wird begreifbar, dass Daten aus vielen Einzelteilen bestehen und unterwegs auch mal verloren gehen können.

Eine weitere analoge Übung: verschlüsselte Botschaften. Kinder erfinden einfache Codes (z. B. Symbole oder Bewegungen) und schicken sich geheime Nachrichten. So wird deutlich: Informationen lassen sich nicht nur senden, sondern auch verschlüsseln.


Pixelbilder: Kunst trifft Informatik

Ein besonders schöner Einstieg ist die Pixelkunst. Kinder malen einfache Motive auf Karopapier und übertragen sie dann in ein Raster – jedes Kästchen ein Pixel.

  • So verstehen sie, wie digitale Bilder aufgebaut sind.
  • Gleichzeitig üben sie genaues Arbeiten und erkennen, dass selbst komplexe Bilder aus kleinsten Einheiten entstehen.
  • Besonders spannend wird es, wenn die Motive später digitalisiert und am Bildschirm verglichen werden.

Erste Schritte ins Coding: Calliope Mini

Wenn es digital wird, ist der Calliope Mini ein idealer Begleiter. Er ist ein kleiner Mikrocontroller, der LEDs zum Leuchten bringt, Töne erzeugen oder Sensoren ansteuern kann.

Ein Beispielprojekt:

  • Kinder programmieren den Calliope so, dass er beim Schütteln eine zufällige Zahl zwischen 1 und 6 anzeigt – und schwupps, haben sie einen elektronischen Würfel gebaut.
  • Mit dem Editor Open Roberta Lab geschieht das über bunte Blöcke – ganz ohne komplizierte Textbefehle.

Weitere Projekte:

  • „Chipstresor“ – eine Dose, die nur mit dem richtigen Code geöffnet werden kann.
  • Musikstücke programmieren – Melodien werden zu Sequenzen, die der Calliope abspielt.

Roboter, die Kinderherzen höher schlagen lassen

Es gibt viele Wege, Programmierung erlebbar zu machen:

  • Blue-Bot: ein Bodenroboter, der durch Knopfdruck-Befehle gesteuert wird. Beliebt ist die Schatzsuche: Kinder programmieren den Weg des Roboters über ein Spielfeld mit Hindernissen.
  • BOB3: ein Lernroboter, der mit LEDs, Sensoren und kleinen Aufgaben Kindern zeigt, wie Hardware und Software zusammenspielen.
  • Ozobot: folgt Linien und Farbcodes, die Kinder mit Filzstiften auf Papier zeichnen. Ideal, um ohne Bildschirm ins Coding einzusteigen.

Kreativität pur: Scratch und Turtle Coder

Für Kinder, die gerne Geschichten erfinden, ist Scratch (bzw. Scratch Jr.) perfekt:

  • Mit bunten Blöcken programmieren sie kleine Figuren, die sprechen, springen oder sogar ganze Spiele darstellen.
  • Besonders spannend wird es, wenn Kinder ihre eigenen Storys animieren und damit ein „interaktives Bilderbuch“ erschaffen.

Mathematisch interessierte Kinder lieben den Turtle Coder: Eine kleine „Schildkröte“ zeichnet Linien auf dem Bildschirm, wenn sie mit Befehlen wie „vorwärts“, „drehen“ oder „wiederhole“ programmiert wird. Ganz nebenbei üben die Kinder hier Geometrie und algorithmisches Denken.


Für Fortgeschrittene: Virtuelle Welten mit CoSpaces Edu

Wenn die Grundlagen sitzen, können Kinder sogar eigene 3D-Welten erschaffen. Mit CoSpaces Edu gestalten sie Räume, Objekte und Figuren – und können diese programmieren. Mit einer VR-Brille oder dem Merge Cube lassen sich die Welten sogar betreten.

Das Ergebnis: Kinder erleben sich nicht nur als Konsument:innen digitaler Medien, sondern als Gestalter:innen.


Mein Fazit

Informatische Bildung in der Grundschule ist kein „Extra“, sondern eine Einladung an Kinder, die Welt zu verstehen. Sie erleben, dass Technik Regeln folgt – und dass sie selbst diese Regeln gestalten können.

Ob Pixelbilder auf Karopapier, Schatzsuchen mit Robotern oder virtuelle Welten in 3D – der Weg führt immer über das Gleiche: spielerisches, entdeckendes Lernen. So wachsen Kinder zu kreativen, selbstbewussten Problemlöser:innen heran, die nicht nur Technik nutzen, sondern sie auch hinterfragen und gestalten können.

Und genau das brauchen wir für die Zukunft.


Materialien & Links zum Ausprobieren

🔹 Internet & Datenfluss

🔹 Programmieren mit Hardware

🔹 Programmieren ohne Hardware

🔹 3D & Virtual Reality


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